Mir begegnete der Begriff Neurodivergenz vor ein paar Jahren, als ich aus persönlichen Gründen eine Fortbildung zum Thema „Hoch- und Höchstbegabung“ besuchte. Die im deutschsprachigem Raum renommierte Rednerin benutzte den Begriff zwar nicht, aber auf ihren Infotexten und Materialien, die kostenfrei auf ihrer Homepage (https://können-macht-spass.de/de/home.html) zu finden sind, stolperte ich über diesen Begriff. Und auch darüber, dass diverse, mir als Erkrankungen oder Einschränkungen bekannte Begriffe inzwischen oft als atypische neurologische Entwicklungen betrachten werden, ohne dass eine Pathologisierung vorgenommen wird (https://de.wikipedia.org/wiki/Neurodiversit%C3%A4t).
Mich interessierte das Thema Neurodivergenz damals nicht so sehr, aber das änderte sich Anfang des Jahres, als mich eine erwachsene Person kontaktierte, deren Neurodiversität weder diagnostiziert oder in ihrem Umfeld berücksichtigt worden ist.
Und bei der weiteren Recherche zu dem Thema stellte ich fest, dass es inzwischen eine Neurodiversitätsbewegung gibt, die selbstbewusst zum Anderssein steht, bei der auch die positiven Aspekte des „Mehr“ fühlen, empfinden, schmecken, können betrachtet werden. So finden auch Kongresse für Vielbegabte statt, z.B. der Vielbegabtenkongress (https://online-kongress-info.de/event/vielbegabungs-kongress-2025/). Wenn man an den Webinaren teilnimmt, könnte man den Eindruck erhalten, dass jeder neurodiverse Mensch unendliche Möglichkeiten hat, die er nur ergreifen muss. Leider sieht die Realität für viele neurodiverse Menschen ganz anders aus – sie sind darauf angewiesen, dass ihr Umfeld ihr Anderssein bereits im Kindesalter erkennt und sie entsprechend fördert. Bleibt das aus, kann es im Erwachsenenalter zu psychischen Störungen kommen, wie in einem Interview von Dr. Karin Joder sehr gut erklärt wird (https://www.begabt-hochbegabt.info/interviews/dr-karin-joder/).
Und wenn man sich als Erwachsener auf die Suche nach Hilfe macht, finden sich zwar einige spezialisierte Kliniken und Therapeuten, die Wartezeit für einen ersten Termin liegt aber je nach Bundesland zwischen 6 Monaten und 2 Jahren. Was eher ernüchternd ist, vor allem wenn die resultierenden Störungen im Alltagsleben so einschränkend sind, dass diese Wartezeiten eher eine Verstärkung der Symptomatik auslösen.
Schreiben Sie mir gern, wenn Sie andere Erfahrungen gemacht haben oder konkret Hilfestellung für jemanden geben können, der weitab einer Großstadt im Osten unseres Landes wohnt.